Am 12. Mai 2015 halte ich auf Einladung von Irina Hron einen Vortrag an der Universität Stockholm. Ausgehend von der Überlegung, dass erotisches Begehren eine Kraft ist, die sich im Diffus-Dunkeln der menschlichen Phantasie entfaltet, sollen in dem Vortrag Textlektüren vorgestellt werden, die auf eine solche ‘Erotik des Dunklen’ hinführen. An ausgewählten Texten von Knut Hamsun, Johannes V. Jensen und Hans Henny Jahnn wird gezeigt, inwiefern erotische Phantasien als kraftvolle, d.h. Bewegung initiierende Bilder fungieren, die über das Schema des Bekannten, und vor allem des Machbaren hinausweisen. Insofern ist auch nicht eine potentielle Realisierbarkeit dieser Phantasien Kriterium ihrer Valenz, sondern gerade ihre phantasmatische Qualität. Sie ermöglicht es dem Subjekt, den Schauplatz des Begehrens zu kreieren und sich auf dieser Szene seiner selbst in den Blick zu bekommen. Das Phantasma konstituiert insofern, wie Slavoj Žižek es formuliert hat, „das Subjekt als begehrend: Durch das Phantasma lernen wir zu begehren“.