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Seit meinem Studium der Kulturpädagogik/ Angewandten Kulturwissenschaft an derUniversität Hildesheim und den daran anschließenden Studien im Bereich Neuere deutsche Literatur, Philosophie, Theologie und Skandinavistik an den Universitäten Göttingen, Lund und Berlin wollte ich über sprachliche und fachliche Grenzen hinweg im Spannungsfeld von Kultur, Wissenschaft und Politik forschen, lehren und arbeiten. Ich beschäftige mich gerne mit neuen Phänomenen und Problemstellungen und bin sehr an interdisziplinären Diskussionen interessiert.

Mein übergeordnetes Forschungsziel ist die kulturanalytische Untersuchung kultureller Phänomene, die aufgrund ihrer spezifischen ästhetischen Struktur zu philosophischen, politischen und sozialen Gesellschaftsdebatten beitragen. Mein Material stammt aus der skandinavischen und der deutschen Literatur, sowie aus Film, Theater und Kunst, vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, hat aber immer auch eine internationale Perspektive.

Wichtige Bereiche meiner Forschung und Lehre sind genre- und disziplinenübergreifende literaturwissenschaftliche Analysen (Literatur und Emotion, Literatur und Raum),
Gegenwartsfilm und -theater (Lars von Trier, Lars Norén), Literaturgeschichte (dänische ,Goldzeitalterliteratur‘, deutsche und skandinavische Literatur der Gegenwart)
sowie Literatur- und Kulturtheorie (Poststrukturalismus, Psychoanalyse, Politische Theorie, Theorie des Raums).

2006 habe ich mit einer Arbeit über das Spannungsverhältnis von Angst und Begehren im Werk Søren Kierkegaards promoviert. Ich kombinierte einen poststrukturalistischen
Zugang mit literaturwissenschaftlichen und gendertheoretischen Methoden und zeigte, wie Kierkegaard in seinen Schriften um die Metapher der Wunde kreiste und das zur Grundlage seiner Theorie des nicht-identischen Subjekts machte. Die Arbeit wurde 2008 unter dem Titel Das Begehren nach der Wunde. Religion und Erotik im Schreiben Kierkegaards bei Matthes & Seitz Berlin veröffentlicht.

2009 und 2010 habe ich mich verstärkt mit dem Forschungsbereich Literatur und Emotion auseinandergesetzt. Ich habe eine internationale Konferenz zu der Thematik organisiert und das Buch Sentimentalität und Grausamkeit. Ambivalente Gefühle in der skandinavischen und deutschen Literatur der Moderne herausgegeben, in dem affekttheoretische, philosophische, literatur- und theaterwissenschaftliche Beiträge versammelt sind.

Von 2008 bis 2012 habe ich an einem Postdoc-Projekt gearbeitet, in dem ich mit Hilfe wissenstheoretischer Methoden die literarische Verhandlung von Kraft- und
Energiekonzepten in der skandinavischen und deutschen Literatur, Philosophie und Naturwissenschaft untersucht habe. Die Arbeit setzt mit einer Analyse der romantischen
Naturphilosophie ein und zeigt, wie sich im Laufe des 19. Jahrhunderts der Kraftdiskurs entscheidend verändert. Der idealistisch perspektivierte Kraftbegriff wird revidiert und durch eine stärker ambivalente Auffassung von Kraft als Größe irrationaler Prozesse des Unbewussten ersetzt. Wichtige behandelte AutorInnen sind H.C. Ørsted, Henrik Steffens, H.C. Andersen, J.P. Jacobsen, August Strindberg, J.V. Jensen, Henrik Ibsen, Ellen Key, Lou Andreas-Salomé, Knut Hamsun, Sigurd Mathiesen und Hans Henny Jahnn. Von besonderer Relevanz ist in diesem Zusammenhang auch die von Friedrich Nietzsche entwickelte Vorstellung von Kraft als Ressource radikaler Veränderung. Für die Gegenwart untersuche ich Lars von Triers filmisch vermittelte Vorstellung destruktiver Kräfte, die ich mit Slavoj Žižeks Überlegungen zum Zusammenhang von Negativität und Subjektivität zusammenlese.

Mit einer Veröffentlichung des Buches unter dem Titel Phantasmen der Kraft und Kraft der Phantasmen im literarischen Denken der skandinavischen Moderne ist für Frühjahr 2013 zu rechnen.
Gegenwärtig arbeite ich an einem kulturhistorischen Projekt, das ich gemeinsam mit der Altskandinavistin Prof. Dr. Lena Rohrbach von der Humboldt-Universität zu Berlin
entwickelt habe. Es trägt den Titel Grausamkeit in den skandinavischen Literaturen vom Mittelalter bis zur Gegenwart – Semantiken, Rhetoriken und interdiskursive Konfigurationen im historischen Wandel und zielt auf die Untersuchung der Frage, wie sich juristische und moraltheologische Diskurse von Grausamkeit vom Mittelalter bis heute gewandelt haben, und welche Rolle literarische Texte bei diesen Transformationsprozessen spielen.
Mein Teilprojekt wird sich mit Vorstellungen von der grausamen Frau und Mutter im Zusammenhang mit Akten der Kindstötung während der Zeit der Aufklärung und der industriellen Revolution beschäftigen.